Derzeit gibt es in Deutschland 64 Projekte zum Neubau von Kraftwerken, die gesicherte Leistung bereitstellen können. Davon sind jedoch lediglich 10 tatsächlich im Bau, darunter gerade einmal 600 MW an Gaskraftwerken, wie die Kraftwerksliste zeigt. Aufgrund der aktuellen Marktsituation rechnet sich der Bau von Gaskraftwerken nicht, ihre Realisierung ist daher fraglich. Auch die Realisierung von weiteren Pumspeicher-Kraftwerken, die eine wichtige Funktion für die Stabilisierung des Stromnetzes haben, ist fraglich. Hier wurden 3 Projekte zurückgezogen. Geplant sind noch 3 Anlagen, ob und wann diese in Betrieb gehen, ist jedoch ebenfalls unklar.
Positiv ist, dass es mittlerweile 15 Projekte gibt, in deren Rahmen Kohle durch Erdgas ersetzt wird (fuel-switch-Projekte). Es werden aber weit mehr solcher Projekte notwendig sein, um die notwendige Reduzierung der Kohleverstromung weiter voranzutreiben. Hierfür bedarf es besserer Rahmenbedingungen für den Wechsel von Kohle zu Gas.
Gut voran geht es bei den Offshore-Windkraft-Projekten: In diesem Jahr werden voraussichtlich 1,5 Gigawatt an Offshore-Kapazitäten hinzukommen. Da es im Offshore-Bereich im Unterschied zu Windenergie an Land keine Akzeptanzprobleme gibt, sollten zügig Sonderausschreibungen für Offshore-Wind-Kapazitäten erfolgen – zumal es ohnehin zusätzliche Netzanschluss-Kapazitäten für Offshore-Windkapazitäten in Höhe von knapp 1,6 Gigawatt gibt.
Die Bundesnetzagentur geht in ihren Prognosen davon aus, dass die höchste Stromnachfrage in Deutschland (Jahreshöchstlast) zu Beginn der 2020er Jahre bei etwa 81 800 MW liegen wird. Dieser Wert wird nur noch dadurch erreicht, dass weitere bereits zur Stilllegung angezeigte Kraftwerke nicht vom Netz genommen werden dürfen, da sie als systemrelevant für die Versorgungssicherheit eingestuft werden (ca. 6900 MW). Das konkrete Potenzial technologischer Entwicklungen wie neuen Speichertechnologien Demand Side Management oder Power-to-X-Technologien ist zudem nicht sicher vorhersehbar.